Pflegestelle für Hunde – Was du beachten solltest

Pflegestelle – wie was wo warum?

Häufig werde ich gefragt, was es bedeutet, Pflegestelle für Hunde zu sein. Hier möchte ich auf diese, und weitere damit verbundene Fragen, Rede und Antwort stehen. Sollten am Ende noch immer Fragezeichen in deinem Kopf schwirren, zögere nicht, mich zu kontaktieren, ich freue mich sehr, von dir zu hören! 

Wie werde ich Pflegestelle? 

In der Regel geht das ziemlich unkompliziert von statten. Man füllt wahrheitsgemäß ein Formular (z.B. häufig mit dem Titel “Selbstauskunft”) von der Hompage des Tierschutzvereins des Vertrauens aus und lässt es dem Verein zukommen (als pdf per Email oder als unterschriebener Brief). Der Verein meldet sich nach Sichtung der Unterlagen und wenn alles passt, wird eine Person bei dir zu Hause vorbei kommen und eine sogenannte Vorkontrolle machen. Dabei wird geschaut, ob das, was du angegeben hast, auch wirklich zutrifft und gilt dem gegenseitigen Kennenlernen und Klären von Fragen. Danach (oder manchmal auch schon davor) wird dir ein Hund vorgeschlagen, den sich der Verein gut bei dir als Pflegehund vorstellen könnte. Hier ist zu empfehlen, der Einschätzung des Vereins zu vertrauen, sie kennen die Hunde oft relativ gut und wissen oft ziemlich genau, welcher Hund mit welchem Frauchen:Herrchen und in welchem Haushalt wahrscheinlich gut kann. (Erfahrung, Platz, Alter, Charakter des Hundes usw. spielen hier eine Rolle)

Ihr bekommt dann einen Pflegevertrag zugesendet, welchen ihr unterschrieben zurück schicken solltet und in dem ihr euch, unteranderem, verpflichtet, den Hund artgerecht, mit Sicherheitsgeschirr (…) zu führen und pflegen. Manche Vereine stellen ihren Pflegestellen auch noch Futter, Körbchen, Leckerchen und Co, dies beobachte ich aber als ein relativ “neumodisches” Verhalten und sehe es, Stand Mitte 2022, als keine Selbstverständlichkeit. Checkt das daher am besten davor ab, damit alles besorgt ist, wenn Hundilein dann kommt. Nachdem das Hundchen dann geimpft, gechipt, auf Mittelmeerkrankheiten getestet, tierärztlich durchgecheckt, meistens auch kastriert (je nach Alter) und mit dem EU-Heimtierausweis ausgestattet ist, wird ein Ausreisetag kommuniziert und ein Ort, an dem die Übergabe stattfindet. 

Am Übergabeort sollte man dann unbedingt schon kurz vor der angekündigter Zeit pünktlich und bewaffnet mit (beißfesten Metall-) Leinen, alten Handtüchern und/oder einer mit Decken ausgelegter Hundebox warten. Dann kommt ein Transporter, welcher die Hunde legal und sicher, versorgt mit Wasser und Futter bis in die Hundebox in deinem Auto bringt- Klappe zu und ab nach Hause. Unterwegs bitte keine Zwischenspaziergänge unternehmen, der Hund ist in den aller meisten Fällen noch verschreckt, unsicher und hat natürlich auch noch kein Vertrauen zu dir als Pflegeperson gewinnen können.  Alle Gerüche, Geräusche, Personen und selbst das Licht sind fremd und neu für deinen Schützling. Habe Verständis und fahre einfach sicher und zügig zu dir nach Hause. Wasser kann man meiner Erfahrung nach aber gerne im Auto ein bisschen schon anbieten. 

Zuhause angekommen, gehe ich dann am liebsten erstmal mit dem Hund angeleint am Sicherheitsgeschirr und doppelt gesichert (Leine am Geschirr und Halsband befestigen)  in den komplett eingezäunten Garten, damit er oder sie sich lösen kann. Keine Sorge, oft klappt das nicht direkt auf Anhieb, das bedarf Geduld und ruhige Nerven. Sollten schon andere Hunde im Haushalt leben, wäre das eine erste Möglichkeit für ein kontrolliertes Kennenlernen. Und dann erstmal zur Ruhe kommen lassen, nicht bedrängen sondern einen sicheren Platz und Wasser anbieten und schauen, was individuell benötigt wird. 

Was ist eine Pflegestelle und wo lebt der Hund dann? 

Du bist als Pflegestelle die erste Chance für den Hund in seinem neuen Leben in Deutschland. Es fallen also erste erzieherische Tätigkeiten an wie z.B. das Laufen an der Leine zu lernen oder generell die Geräusche im Alltag in einem Haus, aber auch pflegerische Aufgaben wie z.B. das Füttern, Kuscheln, gegebenenfalls die Gabe von Medikamenten, den Platz sauber halten usw. Meine Pflegehunde waren tatsächlich zu 90% stubenrein von Beginn an. Das lag aber wahrscheinlich auch daran, dass ich meistens erwachsene oder ältere Hunde bei mir hatte. Diese haben oft das Bedürfnis ihre Notdurft auf bekanntem Untergrund zu verrichten, was Gras oder Beton ist, je nachdem wo das Tier gelebt hat und herkommt. Bei Welpen sieht das natürlich anders aus, sie müssen die Stubenreinheit erst erlernen. 

Der Hund lebt also bei dir im Haus, was wichtig ist, denn genau das soll er ja lernen. Des Weiteren  machst du Fotos von deinem Schützling, informierst den Verein über seine Entwicklung und unterstützt bei der Vermittlung durch beispielsweise Gespräche mit Interessent:innen- letzteres ist aber nicht Pflicht, das kommt immer etwas auf den Verein und die Größe des Vereins an. Einige Vereine haben auch feste Personen die für die Vermittlung tätig sind und die den gesamten Kontakt mit den Interessent:innen übernehmen. Dann solltest du nur ein Treffen vor Ort möglich machen und die neuen potentiellen Adoptant:innen kennenlernen. Ich mache das gerne bei einem gemeinsamen Spaziergang bei dem ich dann einige Fragen kläre wie z.B. die Arbeitszeiten, was mit dem Hund im Urlaub  passiert, ob ein Garten vorhanden ist und, wenn ja, ob dieser eingezäunt ist, ob bereits Hundeerfahrung vorhanden ist und ob noch andere Tiere im Haushalt leben. Von diesem Treffen berichtest du an den Verein und dieser organisiert eine Vorkontrolle bei der neuen Familie. Wenn diese gut ausfällt, kann der Hund bei dir abgeholt werden und du hast wieder einen Pflegeplatz für das nächste Tier frei. Am besten desinfizierst du dann alle Näpfe und wäschst das Hundebett, die Decken, Spielzeug usw. 

Warum Pflegestelle werden? 

Es gibt einfach sehr viele Tiere die zur falschen Zeit am falschen Ort geboren wurden und häufig einem Leben in Gefahr, Angst und Gewalt ausgesetzt sind. Diese Tiere werden oft eingefangen und entweder in Tötungsstationen gebracht, wo sie nach 14 Tagen ermordet werden (anders kann man das Töten der Tiere dort kaum ausdrücken, so häufig werden sie erschlagen, verdursten oder verhungern in ihrem eigenen Kot, werden lebendig verbrannt usw. Selten bekommen sie eine “Einschlafspritze” wie das bei uns in Deutschland bekannt ist) oder sie kommen in ein privat geführtes Tierheim, in dem sie medizinische Versorgung und einen sicheren Platz, Zugang zu Futter und Wasser erhalten. Die Tierheime sind aber voll und im Ausland seltenst mit den Tierheimen die wir in Deutschland kennen vergleichbar. Viele Hunde leben auf engstem Raum, es ist laut und voll. Zeit für die einzelnen Hunde ist je nach Größe des Tierheims wenig da. Wenn du dich also entscheidest, einem dieser Hunde ein Zuhause auf Zeit zu schenken, wird dadurch nicht nur diesem einen Tier geholfen, denn es hat in Deutschland deutlich bessere Vermittlungschancen, sondern es wird auch wieder in Platz frei für einen anderen Hund von der Straße, aus schlechter Privathaltung oder direkt aus der Tötungsstation, denn manche Vereine kaufen die Hunde von dort frei. Außerdem sind viele Vereine auf die Arbeit von Pflegestellen angewiesen, wenn z.B. ein Hund der schon in Deutschland vermittelt wurde leider seine Familie wieder verlassen muss und irgendwo unterkommen soll. Hier werden dann sogenannte Notpflegestellen gesucht, die einspringen können, wenn ein Hund spontan und dringend eine “Zwischenstation” braucht. 

Was ist eine Dauerpflegestelle / Gnadenbrotplatz?

Eine Dauerpflegestelle ist ein Zuhause für einen Hund (oder ein anderes Tier) welcher kaum bis keine Vermittlungschancen mehr hat. Häufig sind es alte, kranke oder Hunde mit Handicap. Für diese Tiere übernimmt der Verein das Leben lang noch die Kosten für Futter, Medikamente, Tierarztkosten, Hundesteuer, Versicherung usw. und deckt diese über Patenschaften ab. Alles, was du machst, ist dem Tier ein sicheres Zuhause zu schenken, dich verantwortungsvoll und mit besonders viel Liebe und Verständnis um deinen Schützling zu kümmern und ihm zu zeigen, wie wunderschön das Leben sein kann. Diese Hunde sind meistens ganz besonders dankbar und gerade ältere Hunde oft auch unkompliziert, da sie nicht mehr lange Spaziergänge brauchen sondern viel Ruhe, gute Pflege und Nähe genießen. Vielleicht haben deine Großeltern oder Eltern ein Herz für eine Katzenomi oder einen Hundeopi? Ein Tier ist immer sehr heilsam und wohltuend. Frag doch einfach mal rum! 

Also los, traue dich und bewerbe dich als Pflegestelle! Damit kannst du so so viel Gutes tun und den Hunden wirklich sehr helfen. Natürlich werden auch immer wieder Pflegestellen für Katzen und Nagetiere gesucht, oder auch für verletzte Hühner von Rettet das Huhn e.V. 

Bei welchem Verein kann ich Pflegestelle werden?

Generell suchen fast alle Tierschutzvereine nach Pflegestellen. Ich habe dir ein paar sehr professionell arbeitende, etablierte Tierschutzvereine hier verlinkt. 

Danke für’s Lesen. Teile diesen Beitrag gerne mit deiner Familie und deinen Freund:innen! 

Jede:r kann etwas tun, um das Leid der Tiere auf dieser Welt zu verringern. 

Wirklich jede:r, auch du. 

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